Zu einem Freiluft-Atelier ist an drei Tagen das Jugend- und Kulturzentrum Jam in Meppen geworden. Urban-Art-Künstler gestalteten hier insgesamt 26 Werke, die ab Herbst 2019 quasi als Dauerausstellung die Wände der dann neu gestalteten Meppener Bahnhofspassage zieren sollen. Ein prüfender Blick, dann der Griff zur Spraydose. Zischend gelangt die Farbe auf die Tafel, wird flächig oder als Kontur aufgetragen. Nach ein paar Sekunden wird innegehalten, ein Schritt zurückgemacht, begutachtet. Wieder mit prüfendem Blick. (Text und Bild: Tim Gallandi, NOZ)
Solche Szenen spielten sich am Wochenende auf dem Jam-Gelände vielfach ab. Den kreisrunden Innenhof des Gebäudes säumten von innen wie außen insgesamt 26 Metalltafeln. Anfangs noch leer, wurden die zwei mal drei Meter großen Platten mit urbaner Kunst versehen. Was dabei entstanden ist, verkörpert stilistische Vielfalt und lässt sich ab dem kommenden Herbst dauerhaft in der Unterführung des Meppener Bahnhofs betrachten.
iele sprechen von Graffiti, wobei das jedoch ein dehnbarer Überbegriff ist. Hinsichtlich des Sprayens und Malens als künstlerischer Ausdruck sprechen Kenner von Street-Art oder Urban-Art, also Straßenkunst oder urbane Kunst. Den Begriff Urban-Art bevorzugt auch Oliver Bartelds. Der aus Ostfriesland stammende Wahl-Hamburger ist studierter Soziologe und arbeitet in der Unternehmensberatung. Daneben gehört er seit mehr als 20 Jahren der Street-Art-Szene an. Beim Meppener Projekt fungiert er als Kurator. Im Auftrag von Meppener Bauamt und Jam trommelte Bartelds sechs Künstler zusammen: Amit 2.0, Arndt & Grumbowski, Moritz G. Green, Rookie und Tasek. Sie sind teils auch als Grafikdesigner oder Illustratoren tätig und haben durch ihr Schaffen internationales Renommee erlangt: Galerien stellen ihre Werke aus, Kommunen stellen ihnen Flächen zur Gestaltung bereit — so jetzt auch Meppen. Über seine Auswahl sagt Bartelds: Qualität, Reputation der Künstler und sein persönlicher Geschmack spielten dabei eine Rolle, genau wie eine stilistisch breite Fächerung: von Buchstaben-Graffiti, die vor bald 50 Jahren in New York die Keimzelle dessen bildete, was inzwischen Urban-Art ist, bis zu gegenständlichen Werken. Eine Spanne zwischen Abstraktion und Konkretem, wie sie es sie auch in anderen Bereichen moderner bildender Kunst gibt. Ein prüfender Blick, dann der Griff zur Spraydose. Zischend gelangt die Farbe auf die Tafel, wird flächig oder als Kontur aufgetragen. Nach ein paar Sekunden wird innegehalten, ein Schritt zurückgemacht, begutachtet. Wieder mit prüfendem Blick.
Solche Szenen spielten sich am Wochenende auf dem Jam-Gelände vielfach ab. Den kreisrunden Innenhof des Gebäudes säumten von innen wie außen insgesamt 26 Metalltafeln. Anfangs noch leer, wurden die zwei mal drei Meter großen Platten mit urbaner Kunst versehen. Was dabei entstanden ist, verkörpert stilistische Vielfalt und lässt sich ab dem kommenden Herbst dauerhaft in der Unterführung des Meppener Bahnhofs betrachten. Am ersten der drei Arbeitstage stand eine Ortsbegehung an, wurde der künftige Ausstellungsort besichtigt. “Jeder kam schon mit Ideen hierher”, sagt Bartelds. Dann aber galt es, sich auszutauschen, schließlich sollen die fertigen Werke (die bei allen Unterschieden eine Gemeinsamkeit haben: das Motto “Begegnung”) miteinander korrespondieren. Später stand die Frage im Raum, was wo genau hängen soll. Das Motiv des Bahnhofs als Begegnungsort war schon am zweiten Tag in den Werken von Rookie unübersehbar: Lok, Koffer, Blick auf die Uhr — hier griff der Urban-Art-Künstler und Illustrator teils die Ikonografie des (Bahn-)Reisens auf. Rookie alias Robert Matzke war aus Münster zur Gestaltungsaktion angereist, alle übrigen Mitwirkenden aus Hamburg. Mit Grumbowski, der bürgerlich Benjamin Stemmer heißt, befand sich unter den Künstlern auch jemand mit (im weitesten Sinne) Meppener Wurzeln: Sein Vater ist hier aufgewachsen, wohingegen er selbst aus Bremen stammt, aber als Kind und Jugendlicher häufig bei seiner Großmutter in Schwefingen war und noch weitere Verwandten in der Region hat. Nun will er dazu beitragen, Meppen auf die Karte der Urban-Art zu setzen. “Urban-Art schärft die Wahrnehmung von öffentlichem Raum”, sagt Bartelds. “Da bietet Meppen mit einem guten Lichtkonzept gute Möglichkeiten.” Die neue Beleuchtung ist ein wichtiger Aspekt bei der in dieser Woche startenden Sanierung der Bahnhofspassage. Sobald sie abgeschlossen ist, was im Herbst der Fall sein soll, werden die Werke installiert — 13 auf jeder Seite.