Jetzt sitzt man wieder hier vor dem Apparat, der Alltag ziemlich unwirklich. Flyer vom Kleinstadtfest auf dem Schreibtisch können in den Müll. Verrückt! Das wars schon wieder nach acht Monaten Vorbereitung! Aber ich hör jetzt mal auf zu heulen und blicke auf ein unvergleichliches, langes Wochenende zurück.
Das Kleinstadtfest 2015 stand natürlich unter einem besonderen Stern, sollten wir, die Kleinstadtkinder, doch in diesem Jahr das Dinge ganz alleine stemmen. Kein Stadtfest gleichzeitig bedeutet für uns: keine Laufkundschaft, keine zufälligen Besucher, ausschließlich jugendkulturelles Programm, keine Top40 Band, unser Ablauf, ohne Rücksicht auf die Masse.
Unter dem Motto „Kleinstadtfest statt kein Stadtfest“ versuchten wir, das Ganze noch etwas zu kompensieren, trotzdem galt: Dieses Ding ist von Jugendlichen für Jugendliche!
Und diese Jugendlichen fingen bereits am Mittwoch an, den Püntkers Patt bis zum Sonntag zu einer neuen Heimat zu machen. Über 50 Kleinstadtkinder bauten das ganze Geschehen (bis auf die große Bühne, danke an EMPIRE und PAE) komplett selbstständig auf und schliefen nachts auf zu kurzen Sofas oder auf Heuballen.
So sollte dann endlich der Freitagabend kommen, langsam trudelten Bands, der vegane Essenstand und die letzte Hardware ein, also konnte losgelegt werden. In diesem Jahr hatten wir mal wieder einiges umgestaltet: So lief unten an der Riverstage ausschließlich Musik von DJ-Crews und die Bühne wurde mit den IBC – Kanistern neu arrangiert. Ein Fritz-Cocktailstand mit Strandflair und ein Essenstand von LAS VEGANS mit veganen Snacks bedeuteten ein neues kulinarisches Angebot.
Auf der Mainstage machte JONAS EGBERS mit der Kleinstadtfest-Hymne den Anfang, anschließend durften BRUS aus Haren ran, hatten sie doch den Local Heroes Bandcontest im jam gewonnen und sich den Slot gesichert. Schön Old School Rock´n´Rock mit minimalistischen Mitteln und röhrigem Gesang – musikalisch gings sofort ohne Vorlauf rasant los!
DISTANCE REMAINS überzeugten anschließend mit vielen neuen Songs, die wie immer unterschiedliche Genres wie Punk und Metal bedienen und herrlich melodiös sind! Ham se schön gemacht, muss man ma ganz ehrlich so sagen.
Aus einem Guss, obwohl MARKUS BAALMANN nicht mehr dabei ist, zeigten sich AGAINST RANDY! Das ist schon sehr professionell, was die vier Meppener da an Indierock abliefern. Ich erwischte mich gestern, als ich mir die BITERS anhörte mit dem Gedanken „die hören sich ja an wie AGAINST RANDY!“ und nicht umgekehrt ?
Die ROGERS im Anschluss sind ja erst kurz zuvor ins Lineup gerutscht und wurden vom Publikum kräftig für ihren straighten Deutschpunk in Düsseldorf-Manier mit gesellschaftskritischen Texten gefeiert.
Offensichtlich waren heute viele Zuschauer für LOVE A gekommen, war dort doch am meisten tanzendes Volk vor der Mainstage. Zu Recht! Intelligente, aneckende, wütende, deutsche Texte mischten sich mit harmonischen Punk und Indieriffs. Eine großartige Mischung, der man gerne gelauscht hat!
Runterkommen konnte man dann bei wiederum wunderbaren poppigen Melodien von WOODS OF BIRNAM. Auch hier sehr emotional und hymnisch, ein schöner Ausklang für das musikalische Programm am Freitag.
Auf der Riverstage war noch nicht Schluss, das EPI-ZENTRUM aus Meppen holte noch die letzte Energie aus den Recken raus, ehe zur letzten Runde geklingelt wurde. Schätzungsweise waren heute gut 1500 Leute am Stizzle, das ist nun wirklich nicht das Wichtigste bei einer solchen Veranstaltung, zaubert allen Beteiligten aber sicherlich ein Grinsen ins Gesicht, denn es wurde klar, dass diese Anzahl bedeutend größer ist als beim Kleinstadtfest mit Stadtfest. Klar war auch, dass wir am nächsten Tag nochmal einkaufen müssten.
Der Samstag stand unter dem Motto „Alles chill, alles thrill!“. So hatten wir schon im letzten Jahr das Nachmittagsprogramm ad acta gelegt, um in Ruhe noch n bittken zu werkeln und auch mal ohne schlechtes Gewissen rumzugammeln und Scheiße zu labern.
Die Betriebsamkeit begann an der Riverstage mit den DJ-Crews AHOi und BEATSCHICHT, die vor allem mit feinem deutschen Oldschool-Hiphop punkten konnten. Heute beehrte uns auch noch zusätzlich der Stand von LANDLUST e.V. in einem schönen Gewand und vielen Informationen.
Oben starteten A PLACE TO FALL, die wie BRUS den Slot durch den Sieg im Bandcontest bekamen. Hier war von OUT OF PRACTISE nicht mehr viel zu spüren, das Ganze ist schon eher in Richtung Metalcore einzustufen. Harte Riffs, aggressiver Gesang, aber immer noch klare Melodien bestimmten die Songs der fünf Meppener. Moj maakt!
Mal so gar nicht ins Lineup passten STORM OF WIND, aber genau das machte den Reiz heute aus. Oft gehört: FROG BOG DOSENBAND mit Metalriffs. Na ja, ist schon etwas Wahres dran, allerdings ist die hochwertige Musik nun wirklich nicht mit der guten alten Schweineorgel zu vergleichen. Tolle Show, viel Nonsens, viel Stimmung, schon riiichtig was los!
Ja und jetzt schreibt der richtige um die Hip Hop Künstler CASTELLUM, IMZ, RETROGOTT&HULK HODN und LASS UNLTD zu bewerten. Ich würde mal sagen, Jannis und Gubbel setzen hier die Tage noch was ein! Arbeitsauftrag!
So waren auch an diesem Tag wieder annähernd viele Zuschauer wie am Freitag da. Selig ob des guten Ablaufs ohne Reibereien, ohne Delay und mit tollen Rückmeldungen und einem Heiratsantrag von Stefan an Janine konnten wir die Arbeit nun endlich mal bei einem kühlen Getränk liegen lassen.
So bleibt mir nur noch, wiedermal im Namen des Meppener Jugendzentrums DANKE zu sagen an so viele fleißige Helfer, den Sponsoren, allen Menschen und Institutionen die uns Sachen geliehen und geschenkt haben und vor allem euch, liebe Besucher, dass ihr gekommen seid. Wir sehen uns im nächsten Jahr. Bei Facebook stand was vom letzten Mal, dazu kann ich ganz gepflegt sagen: Am Arsch.
(Fotos: Melanie Silies Fotografie, Korrektur: verantwortungsvolle Deutschlehrerin)