Junge Leute diskutieren mit Parteienvertretern im JAM

Ein brei­tes The­men­spek­trum, von Bil­dung bis Frau­en­quo­te, hat das ers­te poli­ti­sche Speed-Dating in Meppen gekenn­zeich­net. Im Jam stan­den die Ver­tre­ter von sie­ben Par­tei­en den jun­gen Besu­chern Rede und Ant­wort. Der Begriff Speed-Dating stammt eigent­lich aus der Part­ner­su­che und steht für das Prin­zip, in rascher Fol­ge meh­re­re poten­zi­el­le Bezie­hungs­part­ner ken­nen­zu­ler­nen. Pro Gegen­über ste­hen nur weni­ge Minu­ten Gesprächs­zeit zur Ver­fü­gung. Bei der poli­ti­schen Vari­an­te erhal­ten Inter­es­sier­te die Chan­ce, sich in kur­zem Zeit­raum Ein­drü­cke von meh­re­ren Poli­ti­kern und deren Posi­tio­nen zu ver­schaf­fen. (Text: Tim Gal­lan­di, NOZ)
Die­ses Kon­zept, prak­ti­ziert unter ande­rem wäh­rend des Land­tags­wahl­kampfs 2017 in Han­no­ver, impor­tier­te ein sie­ben­köp­fi­ges Orga­ni­sa­ti­ons­team, über­wie­gend Abitu­ri­en­ten des Gym­na­si­ums Maria­num, nach Meppen. Ein­ge­la­den wur­den Reprä­sen­tan­ten der Par­tei­en des aktu­el­len Bun­des­tags, ergänzt um die PARTEI, da die­se bei jun­gen Leu­ten eben­falls auf Inter­es­se stoße.

Ersatz gefunden

Wer letzt­lich den Besu­chern Rede und Ant­wort ste­hen wür­de, blieb teils bis kurz vor dem Info­abend am Frei­tag offen. Zwi­schen­zeit­lich stand hin­ter dem Speed-Dating sogar ein Fra­ge­zei­chen: Weni­ge Tage vor dem Ter­min sag­ten Ver­tre­ter der Lan­des­ver­bän­de der Jusos und der Grü­nen Jugend ihre Teil­nah­me ab. Nach Wor­ten der Orga­ni­sa­to­ren begrün­de­ten sie dies mit dem Mit­wir­ken der rechts­po­pu­lis­ti­schen AfD, da es bei die­ser Art von Ver­an­stal­tung kei­ne Mög­lich­keit gäbe, deren Argu­men­te unmit­tel­bar zu erwidern.

Die Initia­to­ren fühl­ten sich „vor den Kopf gesto­ßen“, sag­te Jonas Gol­kow­ski, blie­ben aber dabei, in die poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung auch die AfD ein­be­zie­hen zu wol­len. Letzt­lich fand sich mit Pas­cal Geers (SPD) und Mar­tin Teck­len­burg (Grü­ne) Ersatz, sodass es wie geplant los­ge­hen konnte.

 

G8 oder G9?

Beim Rund­gang der klei­nen Grup­pen zwi­schen drei und fünf Teil­neh­mern von Sta­ti­on zu Sta­ti­on zeig­te sich, dass die The­men­pa­let­te äußerst breit gefä­chert war. Neben Fra­gen zu sozia­ler Gerech­tig­keit, Flücht­lings­po­li­tik und Gro­ßer Koali­ti­on ging es unter ande­rem um Frau­en­quo­te in Füh­rungs­po­si­tio­nen, Res­sour­cen­scho­nung und Digitalisierung.

Mehr­fach zur Spra­che kam auch die Fra­ge „G8 oder G9?“, sprich: Abitur nach acht oder neun Jah­ren wei­ter­füh­ren­der Schu­le. Die Grund­idee sei die einer euro­pa­wei­ten Anglei­chung gewe­sen, mein­te Chris­ti­an Stra­ker (FDP), „aber bei der Umset­zung hat es gequietscht“. Auch die CDU hat nach Wor­ten ihrer Ver­tre­te­rin Mari­na Thien „teils ein­ge­se­hen, dass G8 nicht ganz so gut ist“.

Kein „Parteien-Bashing“

Nach etwa zwei­ein­halb Stun­den gab es von den Poli­ti­kern Lob für Orga­ni­sa­to­ren und Besu­cher. Letz­te­re hät­ten ihn mit­un­ter ins Nach­den­ken gebracht, sag­te Thors­ten Heymann (Die Lin­ke). Meh­re­re poli­ti­sche Ver­tre­ter, unter ihnen auch Hei­ner Reh­nen von der AfD, hoben die sach­li­che Atmo­sphä­re einer Ver­an­stal­tung „ohne Par­tei­en-Bas­hing“ hervor.

Um ein Stim­mungs­bild zu erhal­ten, hat­ten die Initia­to­ren vor Beginn des Speed-Datings eine Wahl­um­fra­ge gemacht. Von 29 befrag­ten Besu­chern votier­ten acht für CDU, sie­ben für Grü­ne, sechs für PARTEI, vier für FDP, drei für SPD, einer für Die Lin­ke, null für AfD. Als am Ende gefragt wur­de, wer nach den Gesprächs­run­den eine ande­re Wahl tref­fen wür­de, hoben sich ins­ge­samt fünf Hände.

Reaktionen

Lilith Sie­vers, die mit ihren 17 Jah­ren bis­her nicht wäh­len durf­te, hat­te sich zuvor noch nicht mit den Par­tei­pro­gram­men befasst. Beson­ders inter­es­sier­ten sie Gesprä­che zu Bil­dung und Flücht­lings­po­li­tik. „Ich konn­te mir ein gutes Bild machen“, lau­te­te ihr Fazit. Stef­fen Schrö­er wie­der­um fand vor allem die Aus­sa­gen der Poli­ti­ker zur aktu­el­len Situa­ti­on der Regie­rungs­bil­dung span­nend. Über­rascht habe ihn der Ver­tre­ter der FDP „mit der selbst­kri­ti­schen Hal­tung zum Abbruch der Jamaika-Sondierungen“.