MITWELTVERBESSERUNGSGEQUATSCHEIN´S FINALE

Am 17.11.2018 war es wie­der soweit – der Slam by natu­re, ein Pro­jekt der Aktio­nen „Hot­spot 22“ und „Wege der Viel­falt“, kam aber­mals ins JAM. Unter dem Mot­to „Natur­schutz“ fand der Wett­streit des moder­nen Dich­tens die­ses Mal zwi­schen bereits erfah­re­nen und uner­fah­re­nen Slam­mern statt und bot einen unter­halt­sa­men Abend für über 70 Zuhö­rer. (Text: Julia Nit­ze, Fotos: Kars­ten Streeck)

Der Mode­ra­tor des Abends, Jens Kotal­la, führ­te hoch­mo­ti­viert und mit viel Witz durch den Abend. Bes­ser ver­traut mit der Mate­rie kann kaum einer sein, denn Kotal­la selbst schreibt bereits seit sechs­ein­halb Jah­ren und nennt es „die größ­te Kon­stan­te“ in sei­nem Leben. Nichts habe ihn bis­her so lan­ge begeis­tert und beglei­tet wie das Schrei­ben. Eben­so lei­te­te Kotal­la zwei Tage zuvor den Work­shop zum Erler­nen des Schrei­bens. Hier stell­ten sich sie­ben Teil­neh­mer der Auf­ga­be des „Poet­ry Slams“ zum The­ma „Natur­schutz“ zu schrei­ben. Kotal­la lob­te den Work­shop und beschrieb die Teil­neh­mer als „super moti­vier­te Men­schen, mit denen tol­le Tex­te ent­stan­den sind“ und merk­te auch an, dass das Schrei­ben ein Hand­werk sei, wel­ches erst erlernt wer­den müs­se. Sein Tipp? „Schrei­ben, schrei­ben, schrei­ben!“. Vor allem bewie­sen die Teil­neh­mer des Work­shops Mut, denn sie tra­ten gegen erfah­re­ne Slam­mer an und stan­den mit ihren Tex­ten teil­wei­se zum ers­ten Mal auf der Büh­ne. So auch Mela­nie Ger­del­mann, die einen Text zur Natur des Ems­lan­des schrieb und das The­ma „Natur­schutz“ voll und ganz traf. Wie sie zum Schrei­ben gekom­men ist, ist leicht zu beant­wor­ten, denn sie ist selbst Fan von Poet­ry Slams und fin­det es sei eine tol­le ana­lo­ge Alter­na­ti­ve zu den heu­ti­gen Medien.
War­um der Poet­ry Slam das The­ma Natur­schutz ver­folg­te? Dies hängt ganz ein­fach mit dem Ver­an­stal­ter Hot­spot 22 zusam­men, der das süd­li­che Ems­land und die nörd­li­che west­fä­li­sche Bucht umschreibt und sich das För­dern und Ver­net­zen der viel­fäl­ti­gen Lebens­räu­me zum Ziel setz­te. Mehr Infor­ma­tio­nen zum Hot­spot 22 erhält man unter www.wege-zu-vielfalt.de.
Auch Mela­nie Are­nds, eben­falls Teil­neh­me­rin des Work­shops, und eben­falls das ers­te Mal mit Text auf der Büh­ne, meis­ter­te die Auf­ga­be mit Bra­vour und trug einen anre­gen­den Text vor, der auf die  eige­nen Mög­lich­kei­ten zum Natur­schutz ver­wies. Für sie ist Natur­schutz auch pri­vat von gro­ßer Bedeu­tung. Auf Poet­ry Slams und den Work­shop auf­merk­sam gewor­den  ist sie durch die Lan­des­meis­ter­schaf­ten in Lin­gen und woll­te die Mög­lich­keit nut­zen „das was im Kopf ist auf Papier zu bringen“.
Dar­auf folg­te dann der Wett­streit zwi­schen Pro­fis und Neu­zu­gän­gen. Die Bewer­tung der Slams erfolg­te hier­bei durch eine zuvor aus dem Publi­kum gewähl­te Jury, die mit Zah­lenkar­ten ihre Punkt­zahl ver­ge­ben durf­ten. Die Pro­fis auf ihrem Gebiet wur­den eben­falls durch Jens Kotal­la gebucht, dem es durch sei­ne Erfah­rung gelang ein bunt gemisch­tes Lin­e­up zu erstel­len wel­ches dem Mot­to des Abends gerecht wurde.
Nach einer span­nen­den Vor­run­de mit der Abitu­ri­en­tin Meta aus  Lin­gen, der Stu­den­tin für Sport und Deutsch Pau­la Brös­kamp aus Rhei­ne und Julia Kljus­trach aus Emden schaff­ten es die erfah­re­nen Slam­mer Flo­ri­an Stein, Mar­vin Wein­stein, Lip­pi Punk­strumpf und Jose­phi­ne von Blü­ten­staub ins Fina­le. Alle­samt tru­gen viel­fäl­tig krea­ti­ve Tex­te vor, die zum einen Humor­voll waren und das Publi­kum zum Lachen brach­ten, glei­cher­ma­ßen jedoch auch zum Nach­den­ken und kri­ti­schen Hin­ter­fra­gen des eige­nen Han­delns anregten.

Die Leip­zi­ge­rin Jose­phi­ne konn­te das Publi­kum in der Vor­run­de mit einem emo­tio­na­len Text begeis­tern der ihr per­sön­lich am Her­zen liegt und den sie ihrem Opa wid­met. Hier­bei ging es um ein klei­nes Dorf in Ost­deutsch­land, um Hei­mat, Natur­ver­bun­den­heit, aber auch um Pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten des Alters. Auch ihr Final­text der eigent­lich den Som­mer the­ma­ti­siert, mach­te nach­denk­lich, denn gekonnt sprach sie über Sucht, Armut, Glück und wie gut es ist, dass es sich in ihrem Text um ver­än­der­ba­re Varia­blen han­delt, im ech­ten Leben jedoch lei­der nicht. Mit etwas mehr Humor aber eben­so gro­ßer Tief­grün­dig­keit gab Mar­vin Wein­stein einen Text über Zen­tau­ren und im Fina­le „Welt­ver­bes­se­rer­ge­quat­sche“, wie er es selbst nennt, zum Besten.
Für den Pokal, ein Upcy­cling­pro­jekt der Künst­le­rin Jani­na Mau von „Kunst ist Mau“, reich­te es jedoch nicht. Im Fina­le ent­schied das gesam­te Publi­kum und zwar nach einem ganz ein­fa­chen Sche­ma – der Teil­neh­mer mit dem lau­tes­ten Applaus gewann. Doch hier wur­de es schwie­rig, denn ein kla­res Ergeb­nis gab es nicht.  Die jun­ge Bre­me­rin Lip­pi Punk­strumpf konn­te bereits in der Vor­run­de mit einem kri­ti­schen Text zum öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck, den sie mit einem locke­ren Rap ein­lei­te­te, begeis­tern und setz­te im Fina­le mit dem Text zur „Muss­all­er­gie“ noch einen drauf. Hier the­ma­ti­sier­te sie die Fra­ge nach dem Lebens­sinn, den Druck des Müs­sens und das was wir eigent­lich wol­len: „Ein­fach mal losleben“.
Aber auch Flo­ri­an Stein aus Bochum wuss­te, wie man das Publi­kum für sich gewinnt und erzähl­te im Fina­le vom Lebens­lauf, den er wie der Name sagt auch als Lauf prä­sen­tier­te. Mit ange­reg­ter Stim­me und Sät­zen wie „nach sechs Metern die Ein­schu­lung“ zog er eini­ge Lacher aus sei­ne Sei­te. Doch wie bereits erwähnt, der Applaus galt bei­den Fina­lis­ten glei­cher­ma­ßen und nach mehr­ma­li­ger Applaus­ab­fra­ge des Publi­kums durch Kotal­la ent­schied die­ser kur­zer­hand, den ers­ten Platz mit den bei­den Gewin­nern Lip­pi Punk­strumpf und Flo­ri­an Stein dop­pelt zu bele­gen und den Pokal des zwei­ten Slam by Natu­re zum Wan­der­po­kal wer­den zu lassen.
Die Reso­nanz des Publi­kums war sehr posi­tiv und so sah man am Abend gut gelaun­te, nach­denk­li­che und Lachen­de Gesich­ter das JAM verlassen.

Eine Über­sicht über vie­le wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen im JAM fin­det man unter www.jam-meppen.de.