Mehr als 100 interessierte Gäste haben am 24. Juni 2022 den Weg ins Meppener Jugend- und Kulturzentrum JAM gefunden. Damit sorgten sie für ein volles Haus beim Auftakt der Veranstaltungsreihe „MEPPEN WILL(S) WISSEN“, bei dem das Thema Hirnerkrankungen im Fokus stand.
Die Idee zu dem neuen Format hatte Dr. Hermann Clemens Altmeppen. Der Humanbiologe forscht im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf am Institut für Neuropathologie. Vorgeschlagen hatte er sein Konzept 2020 im Rahmen des Wettbewerbs „Deine Idee für Meppen“ und war nun erster Vortragender.
Durchgeführt wird die Veranstaltungsreihe von der Stadt Meppen in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Meppen. „Eigentlich wollten wir schon vor einiger Zeit starten, aber die Corona-Pandemie hat dies nicht zugelassen“, sagte Bürgermeister Helmut Knurbein. Jetzt falle endlich der Startschuss mit einem hochinteressanten Thema und weitere spannende Veranstaltungen dieser Reihe werden folgen.
Matthias Walter, der den Abend moderierte, erklärte zunächst, worum es geht: „Wissenschaftler, wenn möglich mit Wurzel in der Region, sollen Interessierten Einblicke in ihr Forschungsgebiet ermöglichen, und zwar so, dass auch Laien verstehen, worum es geht“, so der VHS-Direktor, der danach an den promovierten Experten übergab. Nach einer kurzen Einführung in die Neurobiologie legte Altmeppen seinen Fokus auf sein Spezialgebiet, die Prionerkrankung. „Diese sind beim Menschen zwar relativ selten, können aber in vielerlei Hinsicht als Prototypen deutlich häufigerer Hirnerkrankungen angesehen werden.“, so der gebürtige Meppener.
So zeige die Forschung der letzten Jahre, dass sich die Creutzfeldt-Jakob‑, die Alzheimer- und die Parkinson-Erkrankung nicht nur bestimmte pathologische Mechanismen teilen, sondern dass es auch konkrete Schnittmengen bei einigen beteiligten Schlüsselmolekülen gibt. Dabei spiele eine veränderte dreidimensionale Struktur von ganz bestimmten Eiweißen in Kombination mit dem Zusammenbruch körpereigener Reparaturprozesse eine entscheidende Rolle für den Verlust von Nervenzellen und ihren Schaltstellen, und somit für die fortschreitende Auslöschung von Erinnerungen, die Veränderung von Persönlichkeit und letztlich den Verlust lebenswichtiger Funktionen.
Im Anschluss an den knapp 60-minütigen Impulsvortrag hatten die Gäste dann die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Auf jede Frage hatte Altmeppen eine Antwort parat, musste aber auch die ein oder andere Hoffnung nehmen. So stellte sich unter anderem heraus, dass Alzheimer bis heute nicht heilbar ist. Auch wurde deutlich, dass der Zeitraum von der Forschung bis zum Medikament lang ist.
Altmeppen verwies bereits in seinem Vortrag darauf, dass es Risikofaktoren für eine Hirnerkrankung gibt. In diesem Zusammenhang erklärte er unter anderem, dass das Kopfballspiel beim Fußball bereits in einigen Ländern im Jugendfußball verboten wurde. Aus gutem Grund, denn das Kopfballspiel sei ein Risikofaktor. Er machte aber auch deutlich, dass jeder Einzelne etwas dafür tun kann, um die Chancen, nicht zu erkranken, zu verbessern. „Da war der heutige Abend ein optimaler Anfang, denn neue Dinge kennen zu lernen oder sich fortzubilden, helfen zur Vorbeugung“, erklärte der Forscher mit einem Augenzwinkern.
Am Ende des Abends stand fest: Wissenschaft kann durchaus für jedermann verständlich erklärt werden, und dies spannend, kurzweilig, niveauvoll und unterhaltsam. Da die Veranstaltung bereits frühzeitig ausgebucht war, hat das JAM-Medien-Team rund um Stadtjugendpfleger Karsten Streeck alles im Bild festgehalten.
Matthias Walter gab am Ende bereits einen Vorgeschmack auf die weiteren Veranstaltungen dieser Reihe. „Mit einer Ladung quer durch Deutschland? Diese Frage werden wir im November klären, wenn Dr. Christian Kuper das Thema Elektromobilität mit uns bespricht. Im März geht es dann um irische Geschichte“ so Walter.
Mögliche Themenfelder für danach folgende Veranstaltungen sind „Staat und Gesellschaft“, „Geschichte, Kultur und Philosophie“, „Naturwissenschaften und Medizin“, Technik, Ökologie oder Wirtschaft. „Wir würden uns sehr über Anregungen für weitere Themen freuen. Im Idealfall mit Wissenschaftler*innen, die im Optimalfall ihre Wurzeln in Meppen haben“, erklärt Christian Golkowski, Fachbereichsleiter Bildung im Stadthaus.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist hier zu sehen: